"Die Verlassene" von Mary Torjussen

Nach einer vierjährigen Beziehung verschwindet Hannahs Freund Matt spurlos und lässt keine Anzeichen dafür zurück, dass er noch einen Tag zuvor mit ihr zusammengelebt hat. Doch nicht nur alle seine Sachen sind weg. Auch seine E-Mails, Handynachrichten und SMS wurden gelöscht und auch seine Telefonnummer gibt es nicht mehr. Und während Hannah versucht, etwas über Matts Verbleib herauszubekommen, stellt sie fest, dass alle seine Spuren akribisch getilgt worden sind. Doch warum tut er ihr das an? Und wer ist verantwortlich dafür, dass seitdem in ihrem Haus merkwürdige Dinge geschehen?

"Die Verlassene" ist ein subtiler Psychothriller, der vor allem von den Wahrnehmungen der Icherzählerin Hannah lebt, die in einem Geflecht aus Lügen und Betrug die Wahrheit finden muss. Und die ganze Zeit über ist der Leser stets an ihrer Seite, spürt, wie sie von Wut und Verzweiflung übermannt, kaum noch auf sich und ihre Bedürfnisse achten kann und wie sie, trotz des Zuspruches ihrer besten Freundin Katie, in ihrem Gefühlschaos unterzugehen droht. Denn anstatt nach der erlittenen Schmach nach vorne zu schauen, steigert sie sich immer mehr in die für sie nicht mehr zu kontrollierende Situation hinein und entwickelt sich von einer gut gepflegten und ehrgeizigen Karrierefrau zu einem Menschen, der verwirrt und desorientiert ist.

Mary Torjussen versteht es, mit vielen, manchmal recht unscheinbaren Kleinigkeiten eine Geschichte zu erzählen, die letztendlich nicht so ist, wie es am Anfang scheint. Dazu bedient sie sich einer erfolgsverwöhnten Frau, die sie urplötzlich vor die Scherben ihres wohl geordneten Lebens stellt und mit Vorkommnissen konfrontiert, die nicht zu erklären sind. Vor allem dadurch baut sich ein Gefühl des Unwohlseins beim Leser auf und die Neugier steigt zu erfahren, was hinter der unterschwellig vorhandenen Bedrohung steckt. Zwar gibt es auch einige Längen in dem undurchsichtigen Geschehen und einige der Ereignisse wirken stark konstruiert. Was aber nicht die Tatsache zu verändern vermag, dass der eher ruhig vonstattengehende und unterschwellig düstere Psychothriller gut unterhält. 

Fazit:
Ein Debüt, das geschickt mit der Wahrnehmung des Lesers spielt und ihn lange Zeit um Unklaren darüber lässt, was in dem Haus von Hanna und Matt geschehen ist. Ein spannendes Leseerlebnis mit einem angenehm unvorhersehbaren Schluss. 

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