"Grabesgrün" von Tana French

Auf dem Opferaltar einer Ausgrabungsstätte wird die Leiche eines zwölfjährigen Mädchens entdeckt, das erschlagen und missbraucht worden ist. Ein grausames Verbrechen, das an einen alten Fall denken lässt, der fünfundzwanzig Jahre zuvor für Aufregung sorgte. Damals sind in demselben Waldgebiet zwei spielende Kinder spurlos verschwunden und trotz umfangreicher Suchaktionen nicht wieder aufgetaucht.

Cassie Maddox und Rob Ryan von der Dubliner Polizei übernehmen die Ermittlungen und schon bald wird klar, dass Rob mehr über das einstige Verbrechen weiß, als er zugeben möchte. Denn als Kind war er dabei, als zwei seiner Spielkameraden verschwanden, und wurde später mit blutiger Kleidung und massiven Erinnerungslücken unter einem Baum entdeckt. Doch anstatt den Fall abzugeben, kniet er sich besonders tief hinein und steht schon bald einem Psychopathen gegenüber, der ein böses Spiel mit ihm treibt.

"Grabesgrün" ist das Debüt der in Dublin lebenden Autorin Tana French, das vor allem durch seine düstere Atmosphäre und durch die in ihm agierenden vielschichtigen Figuren überzeugt. Angefangen mit dem Polizisten Rob Ryan, der als Hauptfigur und Ich-Erzähler den Leser tief in sein traumatisches Inneres blicken lässt, über seine Kollegin Cassie Maddox, die nach einer schweren Verletzung als Undercover-Agentin ruhiger treten muss, bis hin zu Angehörigen, Bewohnern und Verdächtigen werden sie alle mit ihren Stärken und Schwächen dargestellt. Vor allem dadurch kann sich der Leser ein gutes Bild von ihnen machen und ihre Handlungen bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.

Eine wunderbar bildliche Sprache und zwei überaus knifflige Fälle runden den Krimi gekonnt ab, der mit wenig Blut, aber dafür mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen zu fesseln versteht. Da stört es auch nicht, dass die Spannung aufgrund der akribisch dargestellten Polizeiarbeit auch mal ins Stocken gerät oder nicht alle Verbrechen vollständig aufgeklärt werden. Das Besondere an diesem Debüt sind nun einmal die Menschen mit ihren Fehlern und Unzulänglichkeiten und das Zusammenspiel zwischen ihnen, das mit einigen Problemen behaftet ist.

Fazit:
Atmosphärisch dicht, mit greifbaren Figuren und akribischer Polizeiarbeit präsentiert sich "Grabesgrün" dem Leser und lässt ihn gekonnt in seelische Abgründe schauen.

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