"Kellerkind" von Nicole Neubauer

An einem kalten Wintertag wird in einer Münchener Wohnung die Leiche der Anwältin Rose Benninghoff entdeckt, die mit einem Schnitt durch die Kehle brutal getötet worden ist. Ein merkwürdiger Fall, den Hauptkommissar Michael Waechter und sein Team der Mordkommission übernimmt und der ihnen ordentlich zu schaffen macht. Denn neben der toten Frau finden die Beamten im Keller des Hauses einen vierzehnjährigen Jungen vor, der mit Blut an den Händen, völlig verstört in einer Ecke hockt. Ein Zeuge, der sich nach eigenen Angaben an nichts erinnern kann und trotzdem eine große Rolle in dem verwirrenden Geschehen spielt.

„Kellerkind“ ist ein düsterer und von den Schattenseiten des Lebens erzählender Kriminalroman, der vor allem von einer akribisch geführten Polizeiarbeit und von glaubwürdig beschriebenen Figuren lebt. Wie im wahren Leben gehen die ermittelnden Beamten Schritt für Schritt voran, befragen Zeugen und Verdächtige, rollen das Leben der Toten und des vierzehnjährigen Oliver auf und beleuchten jeden noch so kleinen Hinweis, um dem Motiv der Tat auf die Spur zu kommen. Ein mühseliges Unterfangen, das der Vater des verdächtigen Jungen mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln torpediert und vor allem dadurch erhärtet sich der Verdacht, dass in der Vorzeigefamilie des einflussreichen Anwalts etwas ganz und gar nicht stimmt.

Die Handlung selbst ist vielschichtig aufgebaut und setzt sich aus mehreren Erzählsträngen zusammen, die sich im Verlauf des Buches zu einem passenden Bild zusammenfügen. Und obwohl es lange Zeit so scheint, dass die Lösung des Falls in eine ganz bestimmte Richtung geht, überrascht das Ende mit einem unvorhersehbaren Schluss. Bis dahin aber lernt der Leser die Figuren besser kennen, wird mit vielen Konflikten und Schuldzuweisungen konfrontiert und erlebt, wie kompliziert die Beziehungen zwischen manchen Menschen sind. Vor allem deshalb lässt der Krimi seine Leser nachdenklich zurück und sorgt dafür, dass es fast ein wenig egal ist, dass die Spannung nicht auf einem hohen Level verweilt.

Fazit:
Ein lesenswerter Krimi, der ungeschönt die Auswirkungen von Gewalt innerhalb von Familien thematisiert und seinen Fokus gleichzeitig auf die oftmals mühselige Arbeit der Ermittler richtet. Eine gute Empfehlung für alle Krimileser, die es tiefgründig mögen.

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