"Nicht ein Wort" von Brad Parks

Scott Sampson ist mit Leib und Seele Richter und würde niemals eigene Interessen über ein gerechtes Urteil stellen. Allerdings nur bis zu dem Tag, als er erfahren muss, dass seine Kinder entführt worden sind und er sie nur wiedersehen wird, wenn er ein falsches Urteil spricht. Wider besseren Wissens informiert er nicht die Polizei und versucht alleine klarzukommen. Ein Fehler, wie sich bald herausstellen wird. Denn während der als unbestechlich geltende Richter plötzlich ein nicht zu erklärendes Urteil spricht, beginnt seine Glaubwürdigkeit zu bröckeln, während seine Familie in höchste Gefahr gerät.

Brad Parks Thriller "Nicht ein Wort" beginnt ungemein fesselnd, lässt aber nach einem dramatischen Einstieg schnell wieder nach und pegelt sich auf in von den Ereignissen bestimmten und eher gemäßigten Spannungsbogen ein. Denn kaum sind die Kinder entführt, wird die Handlung lange Zeit nur noch von der Frage bestimmt, ob der Richter den Forderungen der Entführer entspricht und wie er die getroffenen Entscheidungen mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Ein schwieriger und nervenaufreibender Prozess, der ihn fast in den Wahnsinn treibt, wobei der Leser nur als stillen Beobachter daran teilhaben lässt.

Erzählt wird der Thriller zum einen vom Bundesrichter Scott Sampson selbst, der hier als Icherzähler in Erscheinung tritt und den Leser tief in sein Inneres blicken lässt. Zum anderen kommen die Entführer zu Wort, die zwar nicht verraten, wer sie sind, dafür aber jederzeit einen guten Eindruck darüber vermitteln, wie es den Kindern geht. Und obwohl die Handlung nicht durch übermäßige Spannung punkten kann, überzeugt sie mit viel Authentizität, die sich in einer stets spürbaren Bedrohung niederschlägt. 

Fazit:
Nach einem furiosen Auftakt und vor einem brisanten Finale nehmen in diesem Thriller die Überlegungen eines Richters und die in in seine Erwägungen einfließenden Eckpfeiler des amerikanischen Rechts einen großen Platz in der Handlung ein. Deshalb sollte jeder Leser für sich entscheiden, ob ihn der Zwiespalt eines Richters in allen seinen Facetten interessiert oder ob er lieber zu einem rasanten Entführungsdrama greifen soll.

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