"Totenlied" von Tess Gerritsen


Die Violinistin Julia Ansdell entdeckt in einem Antiquitätengeschäft in Rom ein altes, handgeschriebenes Notenbuch, das ein Blatt mit einer unbekannten Walzerkombination enthält. Von der traurigen und aufwühlenden Melodie fasziniert, versucht sie gleich am ersten Tag ihrer Heimkehr in Boston die ungewöhnlich schwere Komposition zu spielen. Doch kaum unterbricht sie ihre Proben, stellt sie mit Entsetzen fest, dass ihre dreijährige Tochter Lilly völlig verändert ist. Das stets ausgeglichene und sanfte Kind hat unter Einfluss der mitreißenden Melodie den Familienkater mit einem scharfen Gegenstand tödlich verletzt. Weitere Vorfälle häufen sich und Julia sieht sich gezwungen, den merkwürdigen Dingen auf den Grund zu gehen. Gemeinsam mit einer Freundin reist sie nach Rom, wo sie plötzlich in tödliche Gefahr gerät. Aber nicht nur sie muss um ihr Leben bangen. Auch der Komponist des Stücks, der im Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie deportiert worden ist, stand den Angriffen eines von Macht besessenen Feindes hilflos gegenüber.

„Totenlied“ ist ein bewegender Thriller, mit dem Tess Gerritsen beweist, dass sie auch ohne die zuhilfenahme herkömmlicher Ermittler und Gerichtsmediziner nervenaufreibende Thriller schreiben kann. Denn die Geschichte um den jüdischen Jungen Lorenzo und die amerikanische Violinistin Julia ist überaus packend, leider aber auch sehr tragisch. In zwei Handlungssträngen erzählt Tess Gerritsen, was beginnend im Jahr 1938 mit einer jüdischen Familie in Venedig geschah, deren Sohn Lorenzo ein ganz besonderes Talent für das Geigenspiel besaß und welche verhängnisvollen Ereignisse das Auftauchen seines komponierten Walzer im späteren Boston und in Rom nach sich zog. Dabei versteht sie es, ein Stück Geschichte erneut aufleben zu lassen, das die unfassbaren Geschehnisse rund um die Vernichtungslager in Italien schildert und verknüpft dieses geschickt mit der Gegenwart. Zwar ist sie nicht die einzige Autorin, die historische Begebenheiten bemüht und diese als Grundlage für Verbrechen in der heutigen Zeit nutzt, aber sie versteht es brillant, diese in Szene zu setzen, den Hörer mitzureißen und eine Geschichte zu erzählen, über die er noch lange nachdenken muss.

Gelesen wir Tess Gerritsens „Totenlied“ von Mechthild Großmann, die mit ihrer einzigartig tiefen und rauen Stimme die bedrückenden Ereignisse nachvollziehbar zu Gehör bringt und dafür sorgt, dass dem Zuhörer regelmäßig ein Schauer über den Rücken rinnt. Eine Interpretation, die gekonnt einzelne Figuren voneinander abgrenzt und diese mit einem passenden Ausdruck versieht.

Fazit:
Ein grandioser Thriller, den sich niemand entgehen lassen sollte.


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