"Women in the Window" von A. J. Finn

Die Psychologin Anna Fox verbringt ihre Tage damit, aus dem Fenster zu schauen und zu beobachten, was in ihrer Nachbarschaft vor sich geht. Denn bereits seit einem Jahr lebt sie allein in einem viel zu großen Haus, das sie aufgrund ihrer Krankheit nicht verlassen kann. Ein tristes Dasein, das Anna nur mit Alkohol erträgt und so greift sie viel zu oft zu einem Glas Wein, obwohl sie von Psychopharmaka abhängig ist. Ein gefährlicher Cocktail, der Anna zum Verhängnis wird, als jemand ihre Nachbarin mit einem Messer niedersticht. Von Panik übermannt, ruft sie die Polizei, wird aber selbst von einer aufkommenden Ohnmacht niedergestreckt. Später dann, als Anna erwacht, werden ihre Beobachtungen als Hirngespinste abgetan, da es im Haus der Nachbarn keine Spuren eines Überfalls gibt.

"Woman in the Window"  ist eine Adaption des Hitchcock-Klassikers "Das Fenster zum Hof", in dem ein im Rollstuhl sitzender Reporter aus purer Langeweile die Marotten seiner Nachbarn auspioniert und ist sich sicher, dass einer von ihnen seine Frau ermordet und zerstückelt hat. Eine merkwürdige Situation, die in diesem Fall nur auf die Wahrnehmungen einer einzigen Person basiert und dadurch mit enormen Zweifeln behaftet ist. Deshalb passt auch in A. J. Finns Version des Klassikers die gewählte Hauptfigur besonders gut. Denn Anna Fox ist eine Frau, der man aufgrund ihres seltsamen Verhaltens nur wenig Glauben schenken kann, da sie durch ein traumatisches Ereignis geprägt, labil und süchtig ist.

In wunderbar kurzen Kapiteln erzählt A. J. Finn in seinem Debüt die Geschichte eines perfiden Verbrechens, bei dem sich der Leser nie sicher sein kann, was Fiktion und was Wahrheit ist. So erhält er immer nur scheibchenweise wichtige Informationen, die er für die Einschätzung der Ereignisse braucht, während gleichzeitig beunruhigende Dinge geschehen. Wie ein Foto, das Anna erhält und das zeigt, dass ein Fremder sie beim Schlafen beobachtet hat oder eine Nachbarin, die sie besucht und Tage später eine ganz andere ist. Leider aber sind diese Angst einflößenden Vorkommnisse vor allem zu Beginn des Buches nur rar gesät und darum braucht der Leser Einiges an Geduld, bis er von der verhängnisvollen Handlung gefesselt wird. 

Fazit:
Ein vielschichtiger Thriller, der subtil und mit gut gewählten Figuren ins Rennen geht, leider aber viel zu lange braucht, um seine Spannung aufzubauen.


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