"Die Lichter unter uns" von Verena Carl

Ein Urlaub am Meer, fünf Menschen, die Erholung suchen und enorm viel Zeit, die ungeahnte Tücken in sich birgt. Denn anstatt die willkommene Auszeit aus dem stressigen Alltag zu genießen und gemeinsam mit der Familie glücklich zu sein, schleichen sich in die malerische Idylle unerfüllte Träume und lang gehegte Sehnsüchte ein. Gefühle, die ganz allmählich zu brodeln beginnen und dazu führen, dass die Stimmung unweigerlich kippt. Wie bei Anna, die in ihrer Ehe mit Jo jeden Tag aufs Neue liebevolle Gesten vermisst und dadurch zu verdorren droht. Oder Florian, der mit der schwangeren Freundin seines Vaters schläft und damit ungeahnte Hoffnungen herauf beschwört. 

"Die Lichter unter uns" ist ein intensiver Roman, der vollgepackt mit Beobachtungen und Gedanken, jede noch so kleine Unzulänglichkeit schonungslos ans Tageslicht zerrt. Dabei sind es oft nur Zufälle, die in einem bedeutungsvollen Licht gesehen zu Veränderungen führen. Angefangen mit einem Blick, der mehr verspricht, als in ihm steckt über einen vom Wind weggewehten Hut, der seiner Besitzerin zurückgebenden wird bis hin zu einem eigenwilligen Kind, das ohne es zu ahnen gleich eine ganze Kette von Ereignissen auslöst. Und alle diese Dinge führen dazu, dass aus unerwarteten Begegnungen, hoffnungsvolle Gefühle entstehen, die ohne eine Grundlage zu haben, zum Scheitern verurteilt sind.

Fünf Menschen, die mit Bedacht gewählt unterschiedliche Eigenarten besitzen, verstehen es, in diesem Roman eine ganz besondere Wirkung zu entfachen. So hält die Autorin den von ihnen zur Schau gestellten Oberflächlichkeiten einen Spiegel vor und weist damit auf die zahlreich vorhandenen Defizite hin. Eine interessante Art sie zu beleuchten, die aber leider zulasten der Handlung geht. Denn obwohl die Atmosphäre an der Ostküste Siziliens einzigartig beschrieben ist und die Figuren mit allen ihren Facetten zum Leben erwachen, fehlt von einem nachhaltigen und spannenden Handlungsverlauf jede Spur. So dümpeln die Geschehnisse nur sehr träge in der Sonne vor sich hin, während der Augenmerk in diesem Roman ausschließlich auf das Zusammenspiel der verschiedenartigen Charaktere und ihre dadurch ausgelösten Gefühle gerichtet sind.

Fazit:
Ein ruhiger und emotionsgeladener Roman, der tief in die Gefühlswelt seiner Figuren blicken lässt und damit deren momentane Unzufriedenheit und die daraus resultierenden Träume und Sehnsüchte schonungslos offenbart.

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